Putenfütterung

Puten gesund und effizient füttern

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Die Covid-19-Krise und die nachfolgenden Vermarktungsschwierigkeiten haben ein weiters Mal gezeigt wie wichtig eine effiziente und damit kostenoptimierte Fütterung für das Betriebsergebnis in der Putenmast ist. Gleichzeit stellen sich die Landwirte der Aufgabe Antibiotika zu reduzieren und das Tierwohl zu optimieren. Wie dies kostenoptimiert und gleichzeitig gesund für das Tier gelingen kann, möchte Paul Westermann in diesem Artikel in den einzelnen Mastabschnitten Aufzucht, Mittelmast und Endmast beleuchten.

Die Aufzucht unserer Putenküken stellt die Weichen für die nachfolgende Mast. Gesunde und gleichmäßige Putenherden bedeuten für den Mäster eine ruhige und erfolgreiche Mast, für Aufzüchter bedeutet sie einen guten Ruf und damit gute Vermarktungsmöglichkeiten der Jungputen.

PO: Das "Starterfutter" für Küken

Nach Ankunft der Küken benötigen diese einfachen und vor allem schnellen Zugang zu sauberem Tränkewasser und einwandfreiem Futter. Für die ersten Stunden nach der Anlieferung wird den Tieren die P0-Phase auf Eierpappen oder Plastikschalen angeboten. Dieses Futter wird in gebrochenen 2mm-Pellets produziert, um eine einfache Futteraufnahme zu gewährleisten. Eine feine Vermahlung und der Aufschluss der Rohkomponenten machen es zu einem echten „Starterfutter“. Feine Futterpartikel stehen dem Verdauungsapparat der Küken schneller zur Verfügung.  Gleichzeitig zeichnet es sich durch einen sehr hohen Proteingehalt aus, der dem hohen Wachstumsvermögen der Küken gerecht wird.

P1: Keine fest gepressten Pellets

Nach der Phase P0 wird den Tieren ein fließender Übergang auf P1 mit einem stabilen, jedoch weichem 2mm-Pellet geboten. Da die Tiere in der Brüterei geschnäbelt wurden, sind sie im Alter von 7-10 Tagen sehr empfindlich in diesem Bereich und nehmen fest gepresste Pellets ungerne auf.

P2: Kokzidiostatikum für Puten

Der Übergang zur Phase P2 ist der Abschnitt der Aufzucht, in dem sich die Küken mit Kokzidien infizieren. Bedeutend sind Dünndarm- und Blinddarmkokzidien. Da nur wenige Kokzidiostatika in der Putenmast zugelassen sind, liegt eine schlechte Resistenzlage vor.

Seit Sommer 2020 ist ein neues Kokzidiostatikum für Puten zugelassen, welches neben einem Ionophoren-Produkt auch eine chemisches Kokzidiostatikum enthält. Die Neuerung ist eine Kombination aus Monensin und Nicarbacin. Die chemische Komponente Nicarbacin stand bisher nicht für die Fütterung von Puten zur Verfügung, sodass man sich eine deutlich bessere Wirkung im Vergleich zu etablierten Produkten erhofft. Die Kombination aus Ionophor und chemischem Kokzidiostatikum wird in der Masthähnchen-Fütterung seit Jahren erfolgreich eingesetzt.

Erste Einsätze des Produkts, zeigten eine spätere Kokzidieninfektion (um Tag 28) als bei älteren Kokzidostatika (um Tag 21). Gleichzeitig war die Belastung an Blinddarmkokzidien geringer (Score 0-1 von 5 zu 0-3 von 5) und die Darmgesundheit tendenziell stabiler. Als Nachteil ist die Unverträglichkeit mit Tiamulin zu sehen, da es bei gleichzeitiger Behandlung mit Tiamulin zu tödlichen Vergiftungserscheinungen kommt.

P3: P23 als Übergangsfutter

Um einen fließenden Übergang zum P3 (erstes Mastfutter) zu schaffen, sollte ein Übergangsfutter eingesetzt werden. Dies trägt den Namen P23 und ist sowohl in den Inhaltsstoffen (Rohprotein und Aminosäuren, Vitamine etc.) als auch in der Produktion dem P2 und gleichzeitig dem P3 ähnlich.

In dieser Phase ist es wichtig einen langsamen Übergang zu schaffen, zwischen dem proteinreichem Aufzucht- und Energie- betontem Mastfutter. Generell sollten Aufzuchtfutter nicht nur über eine gute Ausstattung an Protein, sondern auch über hohe Dosierungen an Vitaminen verfügen, denn der Grundstein für Knochenstabilität wird in diesen Phasen gelegt.

Für Knochenstabilität durch Vitamine sorgen

Genauer gesagt sollten 4000-5000 IE Vitamin D3 nicht unterschritten werden und das Futter über eine ausreichende Phosphor-Verfügbarkeit aufweisen. Um noch mehr Sicherheit für die Knochenstabilität zu gewährleisten bietet sich eine Kombination aus Vitamin D3 und 25-Hydroxy-Vitamin D3. 25-Hydroxy-Vitamin D3 ist die Zwischenform zwischen Vitamin D3 und dem eigentlich aktiven Vitamin-D-Hormon, wodurch ein Syntheseschritt im Körper gespart wird und es schneller wirken kann.

Gute Fütterung für weniger Medikamenteneinsatz

Durch die hohen Proteinanteile sollte das Aufzuchtfutter neben NSP-Enzymen auch spezielle Verdaulichkeitsförderer aufweisen, da durch höhere Sojaschrotgehalte auch höhere Anteile an Galactomannan (Kohlenhydratketten) in die Rezeptur gelangen. Galactomannane sind für die Küken unverdaulich und können neben feuchtem Kot auch Immunreaktionen hervorrufen. Über Beta-Mannanasen können die Kohlenhydratketten gespalten werden, sodass sie keinen antinutritiven Faktor mehr darstellen. Der Darm der Puten wird entlastet und spart somit Energie, die für Wachstum zur Verfügung steht.  Die genannten Bausteine führen zu einer stabileren Aufzucht, geringerem Medikamenteneinsatz und führen somit zu Kostenersparnis.

Bei auftretenden Dysbakteriosen bzw. Darmirritationen können einzelne Phasen um ca 5-7 Tage vorgezogen werden, um eine Entlastung zu schaffen, jedoch nicht im P1 oder P2.

Fütterung in der Mittelmast

Nach der Umstallung der Tiere mit ca. 4,5 Wochen beginnt die Mittelmast.

Im Maststall sollte mindestens 7 Tage das gleiche Futter wie in der Aufzucht gefüttert werden. Der Vorteil ergibt sich dadurch, dass die Jungputen neben dem Umstallungsstress keine Veränderung der Inhaltsstoffe oder Rohkomponenten verkraften müssen.

Da die Jungputen sich in der neuen Umgebung erst schwer orientieren können, wird durch gleiche Farbe und Pelletierung den Puten die Futteraufnahme nach der Nüchterung auf dem Transport erleichtert. In dieser Phase sollte von Beginn an Grit händisch in die Futterschalen dosiert werden, da das frische Stroh im Maststall zum Einstreufressen animiert.

Strohfressen als Alarmsignal

Grit hilft den Tieren in dieser Phase entscheidend bei der Verdauung des Langstrohs im Magen. Strohfressen kann allerdings auch ein Zeichen von Darminstabilität bzw. Faser-Mangel darstellen. Die P3 Phase stellt hier durch weiterhin hohes Proteinniveau und steigendem Energiegehalt eine anfällige Phase für dieses Phänomen dar. Das Phänomen Strohfressen ist immer als Alarmsignal zu sehen und kann die Tiere über Tage in ihrer Entwicklung zurückwerfen.

Die Kombination aus Pellets und ganzem Weizen bzw. gebrochenem Maiskorn kann hier die Tiere unterstützen bzw. das Futter „entschärfen“. Durch die Abwechslung erhält der Muskelmagen ein Futter mit gewissem Widerstand, sodass die Verdauungsaktivität gesteigert wird und vermehrt Enzyme dem Nahrungsbrei zugesetzt werden.

In der P3 Phase bietet sich neben dem Standardfutter ein P3 „Vital“ an welches einen höheren Anteil ganzem bzw. gebrochenem Getreide enthält und den Effekt verstärkt.

P4: Früher Übergang spart Kosten und erhöht die Tiergesundheit

Es empfiehlt sich um die Darmstabilität zu erhalten, den Übergang zum P4 nicht zu spät umzusetzen. Ein früherer Übergang in Woche 7-8 spart nicht nur Kosten, sondern kann auch Durchfall vorbeugen oder abmildern.

Die Verwertung im Verhältnis zur Körpergewichtszunahme unterliegt in dieser Phase einer größeren Veränderung, wodurch die Tiere anfällig für Darmirritationen und Dysbateriosen werden. Eine späte Kokzidiose oder Flagellaten-Infektionen können diesen Effekt deutlich verstärken. Als Putenhalter sollte man sich in dieser Phase mehr um die Darmstabilität, als um die Gewichtszunahme sorgen, da Puten Untergewicht in dieser Phase später gut durch kompensatorisches Wachstum ausgleichen.

In der Mittemast sollte somit besonders auf Darmstabilität, Uniformität und Beinstabilität geachtet werden. Um eine Verlangsamung des Futterbreies im Darm zu erreichen, sind gröbere Futterpartikel nötig, die sich bereits im Kropf durch das Aufweichen mit Wasser lösen und im Muskelmagen die Peristalik anregen. Über ganzes und gebrochenes Getreide im P3 und P4 und zusätzlichen Sorten mit mehr oder weniger Protein (Standard/Vital) können die Tiere im Wachstum bzw. Entwicklung gesteuert oder unterstützt werden.

Putenherden die in Stresssituationen weiter proteinreich gefüttert werden, sind anfällig für Clostridiosen und somit für nekrotisierende Enteritis (NE). Die nekrotisierende Enteritis (NE) wird durch das Bakterium Clostridium perfringens der Typen (Toxovar) A und C hervorgerufen. Mögliche Symptome sind eingezogene Köpfe, gesträubtes Gefieder, Strohfressen und heller schaumiger Durchfall. Entzündungen der Darmschleimhaut können zu tiefen Schäden der Darmzotten führen und den gesamten Dünndarm zerstören (Pseudomembranen). Die Tiere leiden unter Bauchschmerzen, verweigern die Futteraufnahme und werden apathisch. Ebenfalls sind hohe Verluste durch NE möglich, in jedem Fall muss eine klinische NE antibiotisch behandelt werden. Die Schäden können weitere Krankheiten begünstigen (E.coli-Infektion) und die Verwertung beeinträchtigen. Als Tierhalter kann man dieser Gefahr durch proteinabgesenkte Futtersorten (Vital) direkt entgegenwirken und somit Verluste bzw. antibiotische Behandlungen verhindern.

P5-7: Mehr Energiebedarf der Puten

Mit dem Beginn der 13. Woche erfolgt der Übergang von der Mittelmast zur Endmast (Phasen P5-P6). In den folgenden Wochen erhöht sich mit steigender Futteraufnahme bzw. Körpergewicht auch der Energiebedarf der Puten. Herden die in der Mittelmast aufgrund verschiedenster Gründe im Körperwachstum gebremst oder gesteuert wurden, können über energiereiche Fütterung das kompensatorische Wachstum beginnen. In „Winter-Durchgängen“ ist generell eine sehr hohe Futteraufnahme zu beobachten, die in den meisten Fällen in tiefen Außentemperaturen begründet liegen. Die resultierende niedrigere Stallinnentemperatur führt zu einer erhöhten Stoffwechselaktivität um die Körpertemperatur zu erhalten. In dieser Zeit ist es nötig mit energiedichten Futtersorten die Futterverwertung zu erhalten.  In „Sommer-Durchgängen“ ist es möglich energiereduziert zu füttern, denn dies erhält auf der einen Seite die Futteraufnahme (Tiere nehmen genug Protein für Wachstum zu sich) und auf der anderen Seite wird weniger Energie benötigt um die Körpertemperatur zu halten (abgesehen von Hitzeperioden).

Um allen Ansprüchen der Entwicklung eines Putenhahns gerecht zu werden, reichen die in der Branche üblichen sechs Phasen nicht aus. So wie bereits in der Aufzucht die Phasen um mindestens zwei weitere ergänzt wurden, die Phasenverschiebung und Zugaben von Getreide in der Mittelmast die Fütterung erweitern, so sollten auch die Phasen in der Endmast ergänzt werden.  Die Phase P7 zeichnet sich durch eine hohe Energie-Ausstattung aus, die dem Bedarf, der Verwertung und dem Wachstum der Tiere gerecht wird.

Fazit

Die moderne Putenmast stellt hohe Ansprüche an den Landwirt. Um die geforderten Aspekte Darmgesundheit, Tierwohl und Antibiotikareduzierung bei gleichbleibender Wirtschaftlichkeit zu erreichen, wird eine gezielte Fütterung unabdingbar.

Ein vielphasiges Futterkonzept wird diesen Anforderungen entsprechen. Landwirte sollten diese Konzepte nutzen, indem sie die Überversorgung der Tiere vermeiden und gleichzeitig Kostenvorteile erzielen.

Eine fundierte Beratung rundet dieses Konzept ab und wird auch zukünftig für eine profitable Putenmast sorgen.

 

Autor:

Paul Westermann
BEST 3
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